Umweltschutz

Es braut sich etwas zusammen, das Weltklima ist am Sieden. Und die Zeit wird knapp, bevor der globale Topf überhitzt und sich die Prozesse verselbständigen. Wir sollten die Konsequenzen klar ziehen – in der Mobilität, bei Produktion und Verbrauch. Wo wir können. Jetzt.

von Ralf Frühwirt, Holger Bortz, Michael Reinig, Julia Müller und Thomas Heim

Klima- und Umweltschutz fängt in der Kommune an

Unsere natürlichen Lebensgrundlagen sind ein hohes Gut, dem man durch Unachtsamkeit oder unsachgemäße Behandlung großen und langfristigen Schaden zufügen kann. In den vergangenen Jahrzehnten musste mit großem, auch finanziellen Aufwand die Folgen von saurem Regen oder dem Ozonloch bekämpft werden, weil nicht rechtzeitig umgesteuert wurde.
Heute stehen wir vor der ungleich größeren Problematik des Klimawandels. Hier gilt es auf allen Ebenen, von internationalen Vereinbarungen bis in jeden Haushalt hinein Möglichkeiten zu ergreifen, der Erwärmung unseres Planeten etwas entgegen zu setzen. Wenn es uns nicht gelingt, das im Pariser Abkommen gesetzte Ziel von 1,5° maximaler Erwärmung zu erreichen, wird das unsere Lebenswelt dramatisch verändern.

Natürlich muss auch auf kommunaler Ebene viel passieren. Vor allem beim Neubau und der Sanierung von Gebäuden ist darauf zu achten, dass möglichst wenig Energie verbraucht wird. Das betrifft sowohl den Bau an sich, also die Baumaterialien, als auch den energetischen Standard der Gebäude (Passiv­hausstandard). Die dennoch in einer Kommune benötigte Energie muss zu 100% regenerativ erzeugt werden. Gerade in einem Verdichtungsraum müssen wir dafür sorgen, dass die verbliebenen natürlichen Landschaften unzerschnitten erhalten bleiben, dass Biotopvernetzungen voran getrieben werden und bei allen unumgänglichen Eingriffen der Artenschutz beachtet wird.

Mehr Grün = Mehr Lebensqualität für Leimen

Vom Gemeinderat wurde ein Planungskonzept für eine Gartenschau in Auftrag gegeben. Dies kann wichtige Impulse liefern für einen Grünflächenentwicklungsplan, der mehr öffentliches Grün in die Stadt bringt, aber auch für eine ökologische und insektenfreund­liche Bewirtschaftung der privaten Gärten, z. B. mit Bienennährpflanzen statt trister Steinwüsten.

Europawahlprogramm ➚
Seiten 13-45, Natürliche Lebensgrundlagen schützen

Umweltschutz

  • deutlich schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien
  • europaweiter Ausstieg aus Kohle-, Atomstrom und weiteren fossilen Energieträgern
  • Investitionen in intelligente Stromnetze, in einen transeuropäischen Netzausbau und in lokale Energiespeicher
  • CO2 Ausstoß einen Preis geben – und den Menschen das Geld

Mobilität

  • Umstieg auf weniger, saubere und sicherere Autos
  • europäische Verkehrswende mit Vorfahrt für umweltverträgliche und vernetzte Mobilität

Wirtschaft

  • ressourcenschonende Dynamik entfachen
  • Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment)
  • weitreichende ökologische Richtlinien für den europäischen Wirtschaftsraum

Natur- und Umweltschutz

  • bessere Naturschutzfinanzierung
  • grenzüberschreitende Biotope
  • Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
  • Verbot von Mikroplastik in Kosmetika und Pflegeprodukten
  • EU-weit einheitliche Pfandsysteme

Landwirtschaft

  • Ausrichtung auf ökologische Kriterien
  • Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden
  • Verbot von monopolisierenden Patenten auf Saatgut, Pflanzen und Tiere

In Zeiten zunehmender Klimaerwärmung ist eine stringente „Durchgrünung“ der Stadt weit mehr als nur ein optischer Augenschmaus, sie dient einer messbaren Abkühlung und Durchlüftung und damit unser aller Wohlergehen. Deshalb muss das Seilbahngelände von Heidelberger Zement als grünes Band erhalten bleiben. Am Willi-Laub-Platz und dem großen Parkplatz bei der Geschwister-Scholl-Schule sollte die Stadt nachhaltige grüne Akzente setzen und diese dann aber auch durch behutsame Pflege erhalten.

Den Leimener Wald in seiner Vielfalt für Kinder erlebbar und erfahrbar zu machen wäre eine optimale Fortsetzung der in den Kindergärten etablierten Waldwochen. Deshalb setzt sich die GALL für die Errichtung eines waldpäda­gogisch orientierten Erlebnispfades im östlichen Bereich von Waldsportplatz – Wildgehege – Prinzenbrücke ein. Außerdem ist eine zeitgemäße Überarbeitung der mit Texten aus den 1970ern versehenen Lehrtafeln des Waldlehrpfades angebracht. Die Einrichtung von Bannwald-Gebieten als Naturentwicklungsraum wäre konträr zum Nutzwald wünschenswert.

Forscher haben Mikroplastik bereits in Lebewesen der tiefsten Meeresgräben festgestellt. Über die Nahrungskette wandert es direkt wieder zu uns als den Verursachern zurück. Über eine vierte Klärstufe kann das Mikroplastik hier vor Ort ausgefiltert werden. Dieser Ausbau muss im Abwasserzweckverband dringend angegangen werden.

BürgerEnergiegenossenschaft

Solarenergie ist heute eine feste Größe im Energiemix.Klimawandel vor Ort bremsen, durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Dieses Anliegen trägt die BürgerEnergie­genossenschaft Leimen (BEG). Dass dieses langersehnte Ziel umgesetzt werden konnte, dafür hat die GALL viel getan. Mittlerweile produziert die Genossenschaft auf einigen Dächern Solarstrom. Ansätze, auf die man aufbauen kann. Für die Zukunft gilt es nun, unsere Mitgliederbasis zu erweitern, und damit auch die finanziellen Grundlagen, so dass weitere Maßnahmen in Angriff genommen werden können. Zu unserem Fernziel, Leimen zu einer energieautarken Stadt zu machen, kann die BEG dann einiges beitragen und alle profitieren davon.